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eröffnete
das Wochenendes mit einem überaus provokativen Thema: Vortragen
statt Üben, so seine Devise. Schrittweise führte Keller
die ZuhörerInnen zu neuen Gedankengängen. Wie, was und
in welcher Verfassung spiele ich als erstes, wenn ich mein Instrument
auspacke? Drei Kollegen zeigten uns nun, wie sie den Tag mit ihrem
Instrument beginnen. Zu hören waren da z.B. eine chromatische Tonleiter,
oder ein anderer sagte, er würde sich täglich selber mit einer
Melodie überraschen, was ich noch originell fand. Nun, worauf wollte
das Experiment hinaus? Hier fragte Heinrich Keller: Wie würden
Sie am Morgen Ihren Partner begrüßen? Mit welcher inneren
Haltung und mit welchen Worten würden Sie das tun? Und genau
so beherzt und freundlich sollten wir mit der Flöte in den Tag
steigen. Wir spielten den Anfang einer Melodie aus einer Sammlung bekannter
Werke für Flöte, die als Vortragstraining integraler Tongestaltung
dient, und zwar so langsam und sorgfältig, daß man diese
fehlerfrei, ohne Streß und mit dem gewünschten Ausdruck spielen
kann. Denn wer sich täglich mit der Entwicklung und Erhaltung
seiner schöpferischen Fähigkeiten befaßt, statt sich
mit den üblichen und oft zwanghaften instrumentalen Übungsritualen
abmühten, ist näher an der musikalischen Wirklichkeit und
erzielt in einer ganzheitlichen Wahrnehmung von Musik und Klang auf
angenehme und sinnvolle Weise schließlich auch die besseren Ergebnisse,
sagte Keller. Die Werkanfänge aus der besagten Sammlung sind nach
Epochen gegliedert, können aber auch nach thematischen Kriterien
gespielt werden.
Er
beginnt sehr eindrucksvoll mit einem künstlerischen Kleinod. Ein
kurzes Stück für Flöte solo, betitelt mit Boswil, gerade
eben an diesem Morgen fertig gestellt, "frische Ware" also.
Wir dürfen an einer Uraufführung teilhaben. Lindenmann zeigte
sich schon durch frühere Kompositionen als ein "Feingeist"
der Melodieführung. Ein sensibel sich entwickelndes Stück,
das sich tragen lässt durch die Ambivalenz des wohligen Melos,
angereichert durch "östlichem und aleatorisch Anmutendes",
und dem dramatisch aufgeladenen Mehrstimmigen, dadurch modern Mehrdeutiges.
Das Stück ist eine Miniatur mit einer in sich perfekt anfühlenden
Balance. Wir sind alle gespannt, was aus seiner Feder wohl noch fliessen
wird. Das Musikalienhaus Notenpunkt eröffnete das erste Showcases dieses Events. Die Geschäftsführerin Katharina Nicca erörterte die Struktur und das Anliegen diese relatv neuen Geschäftes für Musikalien in Zürich und Winterthur. Das Musikhaus Gurtner mit seinem sympathischen Chef Christoph Gurtner
überraschte mit der Präsentation der Parmenon Flöten durch Silvie Dambrine.Gleichzeitig war auch Monsieur Parmenon höchstpersönlich anwesend.
Es ist eigentlich eine alte Technik, der sich z.Bsp. die australischen Ureinwohner beim Blasen des Didgeridoos bedienen. Für uns Flötisten wird sie vor allem im Bereich der modernen Musik interessant. In seiner ruhigen Art trennt Marc Iwaszkiewicz den Prozess in drei Einzelschritte, um dann sehr galant den Uebergang in das "runde Fliessen" der Permanentatmung überzuleiten. Man verliert die Scheu davor und bekommt gleichzeitig Lust dies zu probieren.
Er macht es allerdings auf ganz andere Art. Er nimmt den bekannten Kanon "Meister Jakob", lehrt uns, ihn gleichzeitig auf der Flöte zu spielen und ihn zu singen, stellt mehrere Flötisten mit dieser Technik in ein Ensemble, und fertig ist der vielstimmige Kanon. Eindrucksvoll, packend, viel Humor, praktikabel, sofort anwendbar und somit pädagogisch sehr wertvoll. Als Nachspeise lässt er uns in ein Körperspiel über den sechsachtel Takt und die Vierteltriolen hineinschmecken, denn er fordert uns alle auf, mit zu machen. Wir tun das und sind höchst zufrieden und im Geist und Körper schön locker. Das ist die Kraft des spontanen Vortrages mit viel Erfahrung im Gepäck. Wir danken mit viel Applaus.
Gerhard Braun stellt uns seine Flötenschule für Fortgeschrittene
vor. Braun ist einer der "Grossen" der Flötenpädagogik
und der Musikwelt überhaupt. Das kann man unverblühmt sagen.
Die Ernsthaftigkeit, mit der er sich in den Dienst der Musik und Ihrer
Vermittlung stellt, hat eine pure Kraft. Seine leuchtenden neugierigen
Augen schaffen sofort den Kontakt und wir folgen seinen Ideen. Er stellt
aus uns Teilnehmern ein Trio zusammen, und lässt so immer wieder
erklingen, was er uns vorher von der Idee her analysiert. Ein perfekt
durchdachtes und verzweigtes System, das den Bedürfnissen des einzelnen
und der Gruppe gleich gerecht wird.
Sein neues Heft "Improve it!" bietet dem Profi, aber auch dem weniger erfahrenen ambitionierten Schüler eine Fülle von Uebungen, die Spass machen. Aeusserlich hat das Heft ein sehr ansprechendes grafisches Layout, ein weiterer Grund, dass man das Hefte gerne zur Hand nimmt. Die Erklärungen am Anfang jedes Kapitels sind kurz und prägnant. Sie weisen auf einfache und verständliche Art auf die essentiellen Punkte hin. Fantasievolle Vergleiche helfen, das Gesagte zu verstehen. Beim Kapitel Fokussieren finde ich z.Bsp. die Idee, das Erreichen eines brillianten Klanges mit dem Scharfstellen beim Fotografieren zu vergleichen, sehr gut. Am Anfang des Heftes stellt Keller zwei ganz einfache, aber effektive Tipps vor, wie man schwierige Stellen meistern kann. Die Uebungen sind technisch nie zu schwer und musikalisch ansprechend, sodass der Fokus immer auf einem schönen Klang liegt. Speziell die harmonischen Tonübungen sind wunderschön. Das Showcase von Musik Hug wurde vom Leiter der Blasabteilung und Flötenspezialisten
Markus Haeller gehalten. Auch die Notenabteilung von Musik Hug war mit einer grossen Auswahl anwesend.und wurde von Irene Spengler betreut. Wolfgang Kossack war mit seiner Edition und einem interessanten Vortrag über die Leiden einer Edition anwesend. Ein weiterer Aussteller ist das Flöten Studio Basel, welches von Keizo Yokoyama mit viel Herzblut und Sachverstand betrieben wird.
"The Art of playing the Flute" auf sehr sympathische und anschauliche Art vor. Die Hefte "Atem", "Ansatz" und "Haltung" geben uns eine Fülle von brauchbaren Tipps für den Unterricht weiter.
Keine handwerklichen flötenspezifischen Belange wurden beleuchtet, sondern quasi eine Art philosophisch soziologischer Ueberbau oder sogar Unterbau. Kultur und Demokratie, Kultur und Wertekrise unserer modernen Gesellschaft, die öffentliche Aufgabe die somit uns Musikschaffenden und Musikerziehenden zufällt. Unsere Welt im Zusammenhang von Kultur, Bildung und Gesellschaft. Mahnend und Hoffnungs gebend zugleich. Die Dringlichkeit kam dadurch zum Ausdruck, dass sich spontan danach im kleinen Kreis eine Art "Minisymposium" gebildet hat. Viele Gedanken wurden ausgetauscht. Herzlichen Dank Hector Herzig.
Einer der wenigen, der moderne Kompositionen so spielen kann, dass sie
einen im innersten berühren. Sein Workshop "3 Meilensteine
der Sololiteratur für Flöte" beantwortete alle Fragen,
die er im Flyer versprochen hatte. Jonas Lindenmann und Stefan Keller möchten
Ursina Brun, Michael Ross und Madeleine Bischof für den Bericht zum Event 2004 ganz herzlich danken. |
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